12. Mai 2025
Wirtschaftskriminelle: meist männlich, 36 bis 55 Jahre alt und langjährige Mitarbeiter
- Der typische Wirtschaftskriminelle ist männlich, zwischen 36 und 55 Jahre alt und seit mehr als sechs Jahren im Unternehmen tätig. Nur 8% sind Einzeltäter.
- 46�% der Betrugsfälle wurden ohne Technologie begangen � Cyberangriffe, KI und Kryptowährungen spielen bislang nur eine untergeordnete Rolle.
- Häufigste Delikte waren Vermögensveruntreuung, Urkundenfälschung und Diebstahl.
- Jeder fünfte Betrugsfall wies eine Deliktsumme von über 5 Mio. US-Dollar auf.
- Interne Kontrollen sind entscheidend für die Prävention und Aufdeckung von Betrug.
Die aktuelle ÀÖÓ㣨Leyu£©ÌåÓý¹ÙÍø-Studie The Enemy Within â€� Profiling the Corporate Fraudster zeigt: Trotz unterschiedlicher Fälle von Wirtschaftskriminalität lassen sich unter der Täterschaft einige gemeinsame Merkmale feststellen.
Freundlich, extrovertiert und angesehen
Gäbe es ein typisches Profil eines Wirtschaftskriminellen, wäre dieser männlich, zwischen 36 und 55 Jahre alt und seit über sechs Jahren im Unternehmen tätig. Die Täter zeigen kein verdächtiges Verhalten wie Groll gegenüber dem Unternehmen oder Anzeichen persönlicher oder beruflicher Probleme. Sie gelten als freundlich und extrovertiert und werden allgemein als Respektsperson wahrgenommen � doch hinter dieser Fassade verbirgt sich oft ein starkes Gefühl der Überlegenheit.
Die Studie zeigt zudem, dass knapp drei Viertel der Betrugsfälle (71%) von Gruppen aus zwei bis fünf Personen begangen wurden, während 8�% von Einzelpersonen und 21�% von Gruppen mit mehr als fünf Personen verübt wurden. Häufig handelte es sich dabei um Mitarbeitende in multinationalen Unternehmen. In 52% der Betrugsfälle, die von zwei oder mehr Personen begangen wurden, waren auch Frauen involviert.
Technologie noch kein entscheidender Faktor
Trotz der fortschreitenden Digitalisierung wurden 46% der Betrugsfälle ohne den Einsatz von Technologie begangen, während diese bei 35% lediglich eine untergeordnete Rolle spielte. «Der Einsatz von Technologie hinterlässt digitale Spuren, die leichter und schneller erkannt werden können. Zudem verwenden Unternehmen zunehmend technologische Lösungen, um ihre Abwehrmechanismen zu optimieren», so Bob Dillen, Leiter Forensik bei ÀÖÓ㣨Leyu£©ÌåÓý¹ÙÍø Schweiz.
Dillen erwartet, dass die Digitalisierung und insbesondere KI in der Wirtschaftskriminalität künftig eine zunehmend grössere Rolle spielt, nicht zuletzt durch den verstärkten Einsatz von «Deepfakes», um beispielsweise Ausführungsbefugnisse vorzutäuschen.Â
Finanzieller Gewinn im Fokus
Das Hauptmotiv für Wirtschaftskriminalität ist finanzieller Gewinn, gefolgt von Opportunismus. Nur selten handelt es sich um Taten, die aus einer finanziellen Notsituation heraus begangen werden, oder um eigene Verfehlungen wie Verluste zu verbergen. Die häufigsten Delikte waren Vermögensveruntreuung (52%), gefolgt von Urkundenfälschung (29%) und Diebstahl (24%).Â
Bei knapp der Hälfte der Betrugsfälle (45%) lag die Deliktsumme unter 500'000 US-Dollar. Jeder fünfte Fall wies eine Deliktsumme von über 5 Mio. US-Dollar auf.
Schwache interne Kontrollen als Hauptursache für Wirtschaftskriminalität
In 76% der Betrugsfälle lagen ungenügende interne Kontrollen vor. 51% der betroffenen Unternehmen hatten zum Zeitpunkt des Betrugs sogar überhaupt keine adäquaten Kontrollmechanismen implementiert, während die anderen Unternehmen Verhaltenskodizes (81%), interne Audits (64%) und Whistleblowing (60%) als häufigste Kontrollinstrumente angaben.
Die wichtigste Aufdeckungsmethode waren Hinweise, die über offizielle interne Kanäle wie z.B. Whistleblowing-Hotlines oder durch informelle Quellen eingingen. «Die Eindämmung von Wirtschaftskriminalität erfordert nicht nur effektive Systeme, sondern auch Mitarbeitende, die für Risiken sensibilisiert sind und Verantwortung übernehmen», so Dillen.
Methodik
Die Studie basiert auf 256 Betrugsfällen, die in den letzten fünf Jahren von ÀÖÓ㣨Leyu£©ÌåÓý¹ÙÍø Ländergesellschaften im Auftrag betroffener Organisationen untersucht wurden. Auf Grundlage von Fragebögen, detaillierten Fallanalysen und direkten Interviews mit den Tätern liefert der Bericht ein fundiertes Bild von mindestens 669 Betrügerinnen und Betrügern und den von ihnen begangenen Straftaten.